„Bereits um 6.45 aufgewacht („wie eine Rakete im Bett“), Serotonin- und alle weiteren Spiegel vollkommen im Keller, schwere Morgen- und Neujahrs-Depression (obwohl ich gestern lediglich eine „party for one“ gefeiert habe, die bereits gegen 1 .30 mit einer Doppelfolge „Medical Detectives“ endete). Nach einem Weiterschlafbier (gönne ich mir nur noch alle Jubeljahre) dann Gott sei Dank Durchschlaf bis 11.30…“ So und ähnlich geht es weiter in dem ungewöhnlichen Buch „Nach Notat zu Bett – Heinz Strunks Intimschatulle“ (Rowohlt Verlag).
Tief- und trübsinnige Einblicke in sein Tagebuch
An seinem aktuellen Werk hat der umtriebige, stets akkurat gekleidete Hamburger Schriftsteller, Musiker und Schauspieler satte drei Jahre lang gearbeitet. Und das sogar öffentlich: Es ist sein Tagebuch, dass er in der Satirezeitschrift Titanic begonnen hatte. Angefangen hatte es einst als eine Art Parodie auf Diarien bedeutungsvoller Schriftsteller (unter anderem Max Frisch, Franz Kafka, Rainald Goetz) die ihre wichtigen Gedanken zu Gott und der Welt verewigten. Doch dann entwickelten sich die sehr persönlichen Aufzeichnungen von Strunk bald eigenständig. Entstanden ist daraus letztendlich ein kunstvolles und kurzweiliges Konglomerat aus Kurzessayistik, unernster Figurenrede, Aphorismus und Quatsch. Trübsinn findet sich hier neben Tiefsinn.
Skalpell-scharfe und gnadenlose Alltags- und Selbstbeobachtungen
„Nach Notat zu Bett“ ist aufgeteilt in zwölf Monate. Strunk, Wilhelm Raabe-Literaturpreisträger 2016 der Stadt Braunschweig, fusioniert hier symbiotisch vieles: Nahes und weit Entferntes. Erhellendes und Dunkles. Skalpell-scharfe Alltagsbeobachtungen (und gnadenlose Selbstbeobachtungen) treffen auf lockere Aphorismen. Feststellungen, Einfälle, Gags, „Geistesblitze“, Sprüche und zahlreiche Zitate kommen auch noch dazu. Noch eine Kostprobe gefällig? „26.1. Heute nichts. Gilt im Grunde genommen auch für alle anderen Tage, an denen scheinbar etwas passiert, in Wahrheit natürlich: nichts.“
Ein einzigartiges Mixtum Compositum
Das ist beste Bettlektüre, die man aber auch live auf der Bühne genießen kann. „Nach Notat zu Bett – Die Heinz Strunk Show“ wird nämlich am Dienstag, 28. April 2020, 20:00 Uhr, im Westand Braunschweig zelebriert. In seiner unvergleichlichen Art verquickt der Heinzer an diesem Abend High-End-Literatur, moderne Musik und visuelle Schlüsselerlebnisse zu einem einzigartigen Mixtum Compositum.