Lebensmittelbetriebe: Hygienisch – ja oder nein?
Rund zwei Wochen nach Start der Online-Plattform „Topf Secret“ haben Verbraucher von niedersächsischen Behörden über 1.200 Hygiene-Berichte beantragt. Laut einer Auswertung der Plattformbetreiber foodwatch und FragDenStaat waren es allein in Hannover 130 Anträge und in Braunschweig 55. Auf der Website von Topf Secret können sämtliche Ergebnisse von Hygienekontrollen in Restaurants, Bäckereien und anderen Lebensmittelbetrieben abgefragt und veröffentlicht werden. Allerdings machen die deutschen Kontrollbehörden bisher nur in Ausnahmefällen öffentlich, wie es um die Sauberkeit in den einzelnen Betrieben bestellt ist. Seit Jahren gibt es bei jedem vierten kontrollierten Betrieb drastische Beanstandungen – und das meist wegen Hygienemängeln. Die Quote der beanstandeten Betriebe liegt seit Jahren nahezu unverändert bei rund 25 Prozent. 2017 lag die Quote wegen einer neuen Erfassungsmethode nur bei 13,6 Prozent. Diese Zahl umfasst nicht – wie in den Jahren zuvor – sogenannte informelle Beanstandungen.
Verbraucher wollen Transparenz
„Der Ansturm auf ‚Topf Secret‘ ist gewaltig: Die Menschen in Niedersachsen wollen wissen, wie es um die Hygiene im Lieblingsrestaurant oder im Bäcker um die Ecke bestellt ist. Und sie haben ein Recht, das zu erfahren“, erklärte Arne Semsrott von FragDenStaat. Deutschlandweit wurden über „Topf Secret“ bereits mehr als 15.000 Anträge gestellt. Die Portale foodwatch und FragDenStaat forderten Bundesernährungsministerin Julia Klöckner auf, die gesetzliche Grundlage für ein Transparenzsystem wie in Dänemark, Wales oder Norwegen zu schaffen. Dort sind alle Ergebnisse der amtlichen Lebensmittelüberwachung öffentlich – im Internet und direkt an der Ladentür.
Topf Secret
Die rechtliche Grundlage von Topf Secret ist das Verbraucherinformationsgesetz (VIG), das es zwar seit 2008 in Deutschland gibt, welches Verbraucher andererseits aber kaum nutzen. In den zwei Wochen nach Start von „Topf Secret“ wurden deutlich mehr VIG-Anträge gestellt, als in den zehn Jahren zuvor. „Topf Secret‘ ist eine Notwehrmaßnahme. In anderen Ländern ist es selbstverständlich, dass die Verbraucherinnen und Verbraucher die Ergebnisse der Lebensmittelkontrollen erfahren. Und zwar direkt vor Ort, an der Ladentür von jedem Lokal. In Deutschland verhindert die Gastro-Lobby eine solche Transparenz bisher erfolgreich. Das wollen wir mit ‚Topf Secret‘ ändern“, sagte Oliver Huizinga, Leiter Recherche und Kampagnen bei foodwatch Deutschland.