9. März 2019
Gastro-Tipps

Neueröffnung in Braunschweig: Lüttes Café

Bei Kay Krüger sind saisonale und regionale Produkte das A und O

Kay Krüger legt wert auf gutes Essen, guten Kaffen und gute Laune. Fotos: Tarik Kettner

Ein Meer aus Pflanzen, naturbelassenes Holz in satten Brauntönen, ein gemütliches – fast schon heimisches – Ambiente: All‘ das springt einem sofort ins Auge, wenn man das neue Café an der Alten Waage betritt. Diese wohlige Atmosphäre schafft die optimale Umgebung, um einen Kaffee aus Bohnen von der regionalen Hildesheimer Rösterei zu genießen. Und Kay Krüger hat dies erschaffen. Am Samstag, 9. März, feiert das Lüttes Eröffnung. Szene38.de war vorab für euch vor Ort und hat sich mit der 26-Jährigen unterhalten.

https://www.facebook.com/szene38/videos/367546460504242/

Kay, bitte stell‘ dich kurz vor.

Ich bin 26 Jahre alt und gebürtige Braunschweigerin. Und mit dem Thema Gastro beschäftige ich mich gefühlt schon mein Leben lang. Bereits damals habe ich angefangen, bei meiner Tante auf dem Weihnachtsmarkt zu arbeiten. Auch während meines Studiums, habe ich nicht aufgehört, nebenbei weiter zu arbeiten. Die Gastro habe ich immer als meine Leidenschaft gesehen.

Und wie bist du schließlich zum Lüttes gekommen?

Vor knapp zwei Jahren habe ich in der Cocktailbar Zea angefangen – die ist hier gleich um die Ecke. Dort habe ich schließlich  Carsten, Inhaber des Zeas und mein jetziger Geschäftspartner, kennengelernt. Nach relativ kurzer Zeit hatten wir die Idee, gemeinsam ein Café zu eröffnen. So kam eins zum anderen: Die Nähe zum Zeas, der Vorbesitzer wollte sein Lokal schnellstmöglich aufgeben – von da an ging alles sehr schnell. Im Endeffekt hat es etwa ein Jahr von der ersten Idee „wollen wir das mal machen“ bis zur Schlüsselübergabe gedauert. Und ich kann mir jetzt so meinen kleinen Traum verwirklichen.

Wie lief die erste Woche nach der spontanen Eröffnung?

Super! Die Leute nehmen es total toll an, es ist eine ganz positive Stimmung hier im Viertel. Ich wohne übrigens auch in dieser Gegend. Und bislang herrschte hier eine eher verschlafene Stimmung. Aber nun habe ich das Gefühl, das Lüttes weckt alles so richtig auf (lacht). Es kommen viele Nachbarn vorbei, die sich dadurch jetzt auch untereinander kennenlernen – obwohl sie teilweise schon jahrelang Tür an Tür lebten. Wenn man so ein Nachbarschaftsgefühl, so ein Viertelgefühl erwecken kann, dann ist das schon bombastisch. Und das ist das Ziel. Dann ist das ist so das Ziel dahinter.

Hast du es dir so vorgestellt?

Ja, auf jeden Fall! Es macht einfach nur Spaß.

Machst du das hier alleine – sprich: Bist du selbstständig?

Nein, nicht ganz. Ich führe das Café gemeinsam mit Carsten. Ich bin Geschäftsführerin, Carsten ist Inhaber. Und ich erhalte von meinem Lebensgefährten sehr viel Unterstützung.

Lüttes – Wie seid ihr auf den Namen gekommen?

Regionalität ist das A und O bei uns. Alle Produkte, die wir beziehen, kommen aus unserer Region. Die Regionalität steht bei uns noch vor einem Bio-Status. Ich kenne jeden meiner Lieferanten, jeden Hof, von dem wir unsere Produkte beziehen – und stehe hinter jedem einzelnen. Deshalb habe ich nach einem älteren Namen gesucht, der dieses „Heimische“ umschreibt. Deswegen „Lütte“ aus dem Plattdeustchen. Das Wort kenne ich auch noch von meinem Opa: „Na Lütte wie geht’s dir?“

Wie viele Leute finden im Lüttes Platz?

Etwa 40 Leute haben hier Platz.

Wie viele Mitarbeiter seid ihr?

Momentan sind wir nur zu zweit – vorerst. Aber wir sind nun auf der Suche nach Mitarbeiter. Allerdings wissen wir noch nicht so recht, was auf uns zukommen wird. Bislang lief es gut, doch wir haben keine vergleichbaren Richtwerte. Ich kann nicht planen oder abschätzen. Ich freue mich aber über jeden, der sich bewirbt und persönlich vorstellt.

Suchst du dir deine zukünftigen Mitarbeiter nach speziellen Kriterien aus?

Nein, es muss einfach passen. Was mir wichtig ist, ist dass die Leute Persönlichkeit haben. Lieber eine angenehme Ausstrahlung, anstatt reines Wissen. Denn lernen kann man Alles.

Habt ihr die Stelle irgendwo ausgeschrieben?

Noch nicht. Das kommt jetzt nach und nach. Wir haben ja auch eher ein „Cold Opening“ gemacht. Das heißt, wir haben niemanden Bescheid gesagt – bis auf unserem engsten Freundes- und Bekanntenkreis. Und Mittwoch wurde einfach mal aufgeschlossen.

Folgt noch eine offizielle und große Eröffnungsfeier? 

Ja, die kommt noch – und zwar am 9. März.

Was habt ihr dafür geplant? 

Das Lüttes ist nicht unbedingt der Laden für eine fette Party. Wir stellen uns mehr eine Art Ausstellungsraum vor. Das heißt, die restlichen freien Wände hier werden auf Dauer Ausstellungsfläche sein. Somit wird auch die erste Vernissage am Eröffnungstag sein. Und abends vielleicht dann ein kleines Konzert. Ganz entspannt bei Bier, Wein, guter Atmosphäre.

Du hast gerade Instagram erwähnt. Erreicht man euch bisher nur über Social-Media-Kanäle? 

Genau, über Instagram und Facebook. Eine Website ist allerdings auch in Planung. Diese zwei Wochen bis zur offiziellen Eröffnungsfeier ist unsere Werbephase. Nach dem Motto: Mal gucken, was passiert. Und damit bin ich echt zufrieden! Die Leute reservieren schon fleißig, obwohl ich noch kein Reservierungsbuch habe. Besser kann es gar nicht laufen.

Du meintest, du erfüllst dir hiermit deinen kleinen Traum. War es schon immer dein Traum, ein eigenes Café in Braunschweig zu eröffnen? Und warum Braunschweig?

Dass es ausgerechnet Braunschweig und dieser Standort hier wurde, war eher Zufall. Dass ich Carsten getroffen habe, dass der Laden frei wurde und wir gesagt haben: „Wir machen’s.“ Es musste nicht unbedingt in Braunschweig sein. Aber unser Konzept, spiegelt schon sehr meine Persönlichkeit wieder. Und genau das passt hier gut rein. Im Endeffekt machen wir hier nichts Wildes, wir backen Apfelkuchen und machen Kaffee. Um so zu zeigen, dass schon die einfachsten Sachen glücklich machen können.

Und wie schätzt du nun die Lage hier ein?

Ich höre zum einen oft: „Oh, dort ein Café?“. Aber andererseits auch viel: „Ah super, das ist ja genial“. Wir sehen hier einfach viel Potenzial. Und die Außenfläche ist auch genehmigt. Das bedeutet, im März fangen wir mit dem Außenbetrieb an. Zwei große Schirme, reichlich Tische und Stühle. Reichlich Platz in der Sonne.

Wie sieht’s mit Konkurrenz aus?

Gut – für uns. Also tatsächlich ist der nächste Konkurrent – wenn man denn so will – der Löwenbäcker an der Ecke zur Hauptstraße. Ich glaube, viele Braunschweiger haben dieses Viertel auch nicht auf dem Schirm. Vielleicht entwickelt sich ja mal mehr daraus.

Du hattest eben schon was zu deiner Speisekarte angedeutet. Bietet ihr auch vegane Alternativen an?

Ja. Es gibt ein festes veganes Frühstück auf der Karte undimmer einen veganen Kuchen. Auch gibt es immer ein glutenfreies Brot. Dadurch, dass ich selbst vegan lebe, ist das für mich selbstverständlich.

Also ist Sojamilch auch im Standardsortiment? 

Keine Soja-, sondern Hafermilch. Soja ist kein regionales Produkt. Hafer dagegen haben wir vor der Tür. Auch sonst kommt auf den Teller, was geerntet wird. So gibt es keinen Salat im Winter, sondern erst im Sommer. Dafür gibt es aktuell Suppen und Eintöpfe.

Woher beziehst du deine Lebensmittel und Produkte genau?

Mein Gemüsehändler, Herr Werthmann, kommt beispielsweise aus der Gegend von Vechelde. Also quasi direkt vor der Haustür. Damit möchte ich für das Thema sensibilisieren.

Was sind für dich absolute No-Go’s, die in einem Café überhaupt nicht gehen?

Ich finde, man muss einfach offen sein. Man muss d die Leute mit einem Lächeln begrüßen und sie auch wahrnehmen. Also für mich ist es das Schlimmste, wenn jemand zur Tür hereinkommt und keine Persönlichkeit in einem Laden herrscht, man sich einfach hinsetzt und einer von vielen ist, der nicht beachtet wird. Das ist mein No-Go. Deswegen: kommunizieren, offen sein – und dann funktioniert es.

Was sind eure kurzfristigen und langfristigen Ziele?

Also kurzfristig als auch langfristig hoffe ich einfach, dass die Stimmung auch so bleibt und das positive Feedback von den Kunden anhält. Dass die Gäste weiterhin geflasht sind. Und langfristig möchte ich einen kleinen Kulturraum schaffen. Das ist eine Herzensangelegenheit von mir. Ich kenne viele kleine Künstler, die aber selten die Chance haben, sich zu zeigen.

Und wie läuft das? Kann man dich einfach dafür kontaktieren? 

Auf jeden Fall! Wie gesagt, das ist hier kein Ort für einen Techno-DJ. Ich möchte ja auch nicht die Nachbarn verärgern (lacht). Aber sonst gilt: Wer auch immer was hat, gerne melden.

Was ist dein persönlicher Tipp für andere angehenden Gründer hier in Braunschweig?

Ich glaube, dass jeder, der was aus Leidenschaft und Überzeugung macht, auch positive Resonanz erntet. Das wichtigste ist Leidenschaft. Man sollte es nicht nur aus reiner Profitgier starten. Aber vielleicht täusche ich mich auch.

Letzte Frage: Tee oder Kaffee?

Definitiv beides. Ich arbeite mit einer kleinen Rösterei aus Hildesheim zusammen: Rösterei Schuler. Tolle Röstungen, total interessant. Mein Teehändler dagegen kommt aus Braunschweig. Insgesamt haben wir elf Teesorten plus frischen Tee. Außerdem haben wir beispielsweise Teesorten, die bis zu drei Mal neu aufgegossen werden können. Die schmecken dann jedes Mal anders. Deswegen ist es beides. Ich könnte mich also nicht entscheiden.

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