Aus Verärgerung über die in Niedersachsen geltende Maskenpflicht in Clubs und Diskotheken hat Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) in einer ostfriesischen Disco Hausverbot bekommen. In Braunschweig gilt wie in ganz Niedersachsen in Diskotheken eine Maskenpflicht im Gehen, Stehen und Tanzen. Das Land stehe mit dieser Regelung ziemlich alleine da, sagte der Betriebsleiter von „Deckers Disco“ in Großefehn (Landkreis Aurich), Hendrick Becker, in der „Ostfriesen-Zeitung“.
Der Hintergrund des Ärgers: Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg hatte am 11. März die generelle Maskenpflicht in niedersächsischen Diskotheken, Clubs und Shisha-Bars als „unangemessen“ beurteilt und vorläufig außer Kraft gesetzt. Denn das Land hätte „ohne nachvollziehbaren Grund“ keine Ausnahmen der Maskenpflicht eingeräumt, zum Beispiel fürs Trinken, Pfeife rauchen oder Essen. Damit fehlte es an einem „angemessenen Ausgleich“ zwischen den wirtschaftlichen Interessen der Betreiber und dem Gesundheitsschutz der Besucherinnen und Besucher, hieß es.
Nun also hat Niedersachsen zum Regel-Übergang bis Anfang April reagiert – entsprechend des Lüneburger Urteils, aber nicht wirklich zur Freude von Disco-Betreibern wie Hendrick Becker. Denn: Beim Sitzen darf die FFP2-Maske jetzt abgenommen werden. Aber nur beim Sitzen. Eine De-Facto-Maskenpflicht für Clubs und Diskotheken. Denn gerade dort geht es ums Tanzen, um das Am-Tresen-Stehen.
Das Land wiederum pocht auf den Infektionsschutz: „In diesen Einrichtungen trifft regelmäßig eine große Anzahl von Menschen für einen längeren Zeitraum so dicht gedrängt zusammen, dass das Abstandsgebot unterschritten wird. Ferner kann es zu einem erhöhten Ausstoß von Tröpfchen und Aerosolen auf engem Raum kommen.“ Die 2G-Plus-Regel gilt übrigens weiterhin – anders als bei Veranstaltungen mit bis zu 2.000 Personen, dort gilt 3G.
Betreiber: Niedersachsen zwingt uns, unwirtschaftlich zu öffnen
Eine Sache regt den Disco-Betreiber aus Ostfriesland aber genauso auf: Der Bund habe die Hilfen für Unternehmen bei freiwilliger Schließung ab März aufgehoben. „Das bedeutet, das Land möchte uns zur Umsetzung seines Kurses dazu zwingen, unwirtschaftlich zu öffnen“, klagte Becker in der Zeitung.
Seine Diskothek könne und wolle von den Gästen keine horrenden Preise nehmen, nur um zu überleben. „Die Dorfjugend hat nicht viel Geld, wir wollen da fair sein.“ Es sei auch kein Problem, wenn das Land sage, das Infektionsrisiko in Diskotheken sei zu hoch und die weitere Schließung anordnet, um die Ausbreitung des Virus auszubremsen. „Dann bekämen wir aber wenigstens noch Überbrückungshilfe“, sagte Becker. Auch zusätzliche Auflagen seien kein Problem, die Betriebe müssten aber die Chance haben, auch wirtschaftlich zu arbeiten.“ dpa/mjc
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