17. Juni 2016
Gastro-Tipps

The Kiwi Way of Life

In Braunschweig eröffnet das erste neuseeländische Kaffeehaus.

Haben ihre Leidenschaft zum Beruf gemacht: Katharina und Brad Kerr haben das erste neuseeländische Kaffeehaus der Region eröffnet. Foto: Falk-Martin Drescher.

Neuseeland: Die moderne „City of Sails“ (Auckland), goldgelbe Sandstrände im Abel Tasman Nationalpark, beeindruckende Gletscher, kräftige Wasserfälle, Regenwälder…der Inselstaat im südlichen Pazifik besticht mit einer faszinierenden Naturlandschaft – und einer ganz besonderen Mentalität. Bis dahin sind es von Deutschland aus bis zu 40 Stunden Reisezeit – und einige hunderte Euro Kosten für den Flug. Ab sofort allerdings gibt es das Gefühl Neuseelands auch in der Löwenstadt: Anfang Juni eröffnete im Kultviertel das Kiwi Kaffeehaus.

Ein paar Jahre schon hatten Brad und Katharina Kerr die Idee für das Gastronomiekonzept. Kennengelernt haben sich beide in England, Brad spielte damals als Trompeter bei der Royal Marines Band in Portsmouth. „Ich habe zwei Leidenschaften: Die Musik und guten Kaffee.“ Als beide aus familiären Gründen nach Braunschweig zogen, stellte sich die Frage: Wie richten sie sich beruflich aus? Obwohl Brad studierter Musiker ist war die Joblage übersichtlich. In Neuseeland arbeite er als Lehrer – in den Pausen und nach Feierabend in einem Café. „Wir haben uns hier für ’normale‘ Jobs beworben, zeitgleich den Businessplan für das Kaffeehaus ausgearbeitet“, so Katharina. Irgendwann wurde es dann konkret. Die Bank war begeistert, mit dem Friedrich-Wilhelm-Viertel das richtige Quartier gefunden. „Das Viertel ist alternativ, künstlerisch – hier gibt es viele individuelle Geschäfte“, schwärmt Brad.

Kaffee im Kiez: Im Hintergrund die Friedrich-Wilhelm-Straße sowie die alte Hauptpost. Foto: Falk-Martin Drescher.
Kaffee im Kiez: Im Hintergrund die Friedrich-Wilhelm-Straße sowie die alte Hauptpost. Foto: Falk-Martin Drescher.

Wenn Neuseeländern etwas heilig ist, dann ist es insbesondere auch ihr Kaffee. Genau diese Einstellung wird im Kiwi Kaffeehaus gelebt. Eine Kaffeemaschine der Preisklasse gibt es in der Löwenstadt kein zweites Mal – der Kaffee selbst kommt aus Berlin, eingeflogen von einem Röster aus Neuseeland. „Die Grundlage für unsere Spezialitäten ist stets ein doppelter Espresso“, erklärt Katharina. Die Zusammenstellung von Milchkaffee, Mochaccino, Long Espresso Macchiato, Latte Macchiato & Co wird auf einer eigenen Tafel genau erläutert. Auf der Hitlist ganz oben steht der „Flat White“ – nicht nur Katharina und Brad trinken ihn am liebsten, für die „Kiwis“ (so werden die Neuseeländer liebevoll genannt – abgeleitet vom Kiwi-Vogel) generell ist es ein Klassiker. Enthalten: Ein doppelter Espresso und aufgeschäumte Milch. „Wir hatten schon Gäste mit neuseeländischen Wurzeln hier. Für die war klar: Es wird Flat White getrunken“, schmunzelt Katharina.

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Die Zubereitung des Kaffees gleicht hier einer Zeremonie. „Wir legen hohen Wert auf die richtige Temperatur und eine ’saubere‘ Zubereitung“, erklärt Brad, während er einen Cappuccino zaubert. „Die Neuseeländer sind echte Kaffeefreaks.“ Brad und Katharina sind es auch. Das Heißgetränk – hier steht es im Fokus. Natürlich gibt es auch Angebote für andere Wünsche: Aus eigener Schokoladensaucenherstellung wird Kakao serviert, es gibt einen eigenen „Berry Smoothie“, übliche Kaltgetränke, Tees & Co. Leitungswasser gibt es kostenfrei dazu.

Originalrezepte aus Neuseeland: Links der „Citrus Slice“. Foto: Falk-Martin Drescher.
Originalrezepte aus Neuseeland: Links der „Citrus Slice“. Foto: Falk-Martin Drescher.

Gesondert zu erwähnen sind die herzhaften und süßen Extras: Hinter „Citrus Slice“, „Ginger Crunch“, „Melting Moment“, „Date Scone“ und „Afghan“ verstecken sich landestypische Leckereien. Auch ein fruchtiger, veganer Salat (Wanaka Salad) kann bestellt werden. Überhaupt haben sich Brad und Katharina bei der Auswahl von Speisen und Getränken die Berücksichtigung von Wünschen der Vegetarier und Veganer mit auf die Fahne geschrieben. Die Rezepte sind derweil Originalrezepte aus Neuseeland. Hinzu gesellt sich ein Frühstücksangebot.

„Das Gefühl Neuseelands in Braunschweig“

In puncto Ambiente und Interieur haben die Inhaber selbst Hand angelegt. Die Bar wurde selbst gebaut, die Tische selbst gefertigt – Handwerkerarbeiten selbst erledigt. „Seit Februar haben wir mit Hochdruck renoviert“, so Katharina. Möbel wurden, wenn nicht selbst gebaut, etwa über Kleinanzeigen erworben. Gelesen wird hier nicht in Klatschmagazinen, sondern in der Encyclopædia Britannica. Oder Veröffentlichungen über Kaffeekultur, Kunst, Natur & Co. Aus den Boxen schallt lässige Musik neuseeländischer Künstler.

Foto-Kiwi-Kaffeehaus

Eine Wand wurde komplett freigelegt. „Darüber waren vier andere“, lacht Katharina. Übrigens: Bei der Freilegung eines Dachbodens wurden Relikte einer ehemaligen Schneiderei aufgetan – sie wurden liebevoll in die Dekoration aufgenommen. Die Gastronomin ergänzt: „Authentizität ist uns wichtig. Klein Plastik, sondern ‚ehrliche‘ Materialien wie Holz und Metall.“ Hohe Decken, eine helle und freundliche Atmosphäre. Vorgefundenes wurde wieder eingesetzt: Aus den Balken der Decke sind Teile der Bar geworden. Im Laufe der Zeit wird noch eine eigene Terrasse eröffnen, die auch für geschlossene Veranstaltung nutzbar sein wird. „Die ersten Anmeldungen haben wir schon – etwa für Sitzungen oder auch eine Hochzeit.“

Nicht nur vor - künftig auch hinter dem Kaffeehaus kann entspannt werden. Foto: Falk-Martin Drescher.
Nicht nur vor – künftig auch hinter dem Kaffeehaus kann entspannt werden. Foto: Falk-Martin Drescher.

Im Innenbereich vom Kiwi Kaffeehaus finden rund 20 Gäste Platz. Auf der Terrasse, wenn fertiggestellt, ebenfalls circa 20 Personen. Die beiden Initiatoren betonen bei der Erläuterung des Konzeptes noch einmal: „Wir sind ein Kaffeehaus.“ Keine Bar, kein Restaurant. Die Konzentration liegt auf dem koffeinhaltigen Heißgetränk. Entsprechend ist dienstags bis freitags von 08:30 Uhr bis 16:30 Uhr, samstags von 09:30 bis 16:30 Uhr geöffnet. „Bei nachhaltig starkem Interesse ist es durchaus denkbar, die Öffnungszeiten auszuweiten“, so Katharina. Auch kleinere Veranstaltungen sind eine Möglichkeit.

Reservierungen für das Kaffeehaus werden über Facebook entgegengenommen – hier sind ebenfalls weitere Informationen zu finden: www.facebook.com/kiwikaffeehaus. Der Kiwi: Er ist jetzt in Braunschweig gelandet.

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