Mehr Realität auf Instagram: Dafür kämpft Jasmin Heider aus Regensburg seit mehreren Jahren. Mit ihrem Instagram-Account „endlich_zufrieden“, den sie hauptberuflich betreibt, erreicht die 23-Jährige über 127.000 Nutzerinnen und Nutzer. Mit ihnen teilt sie Bilder und Videos aus ihrem Leben. Mal nimmt sie sie mit auf Brautkleid-Suche, mal zeigt sie sich mit ihrem Verlobten oder bei einem Spaziergang mit ihrem Hund – mitten aus dem Alltag ins Internet.
Ihr Account scheint wie ihr persönliches Tagebuch, in dem sich Heider vor allem oft und gern freizügig präsentiert. Und das, obwohl sie keine 90-60-90-Körpermaße hat. Ihre Botschaft: Man soll sich selbst lieben, so wie man ist. Sie will ein Zeichen setzen – und sagt „Ja“ zur „Body Positivity“ und zu mehr Realität in den sozialen Medien.
Im Podcast „Deine Lieblingsmenschen“ erzählt Jasmin Heider ihre Geschichte
Jasmin Heider zeigt die „ungeschönte“ Wahrheit im Netz
Jasmin Heider zeigt im Netz die „ungeschönte“ Wahrheit. Denn sie findet: „Solche Bilder können Leuten sehr helfen.“ Viele Menschen haben ihrer Meinung nach bereits eine „schlechte und gestörte Wahrnehmung, was ein normaler Körper ist“. Schuld daran seien diverse Bildbearbeitungsprogramme und Online-Filter. Heider selbst kaschiert nichts auf ihren Bildern, sie zeigt offen ihre Dehnungsstreifen, Cellulite und Fettpolster – und das kommt bei ihrer Community gut an.
Über 17.600 Gefällt-mir-Angaben hat Heider für ein freizügiges Bild bekommen. Darauf sitzt sie in einem Spitzenbody auf einem Halbmond und posiert für die Kamera. In die Bildbeschreibung schreibt sie: „Die Welt ist schlimm genug, hört doch wenigstens auf, andere Menschen zu beurteilen, solange sie niemandem schaden.“ Sie verwendet Hashtags unter dem Post wie „selbstliebe“ oder „lovemyself“ – sie unterstützen ihre Aussage.
In einem weiteren Instagram-Beitrag zeigt Heider zwei Bilder von sich. Der Unterschied: ihre Körperform. Sie schreibt: „Beides ich, beides wunderschön.“ Einige ihrer Fans merken an: „Du siehst jetzt auf jeden Fall glücklicher aus.“
Ein drittes Bild zeigt sie, gekleidet in Dessous, auf einem Sofa. Sie lächelt in die Kamera und schreibt: „Übrigens mag ich das Foto hier sehr gerne.“ Unter dem Bild sammeln sich Kommentare wie „Schöne Figur“ oder „Du bist ein absolutes Vorbild“.
Jasmin Heider toleriert keine Hass-Nachrichten und Beleidigungen
Negative Kommentare liest man auf ihrem Profil selten bis gar nicht. Trotzdem erinnert sich Jasmin Heider noch an ein paar fiese Nachrichten: „Früher warst Du schöner, weil Du dünner warst“ oder „Du fette Sau“. „Ein paar Hater sind eigentlich immer dabei, die Beleidigungen schreiben.“
Heider wolle den Menschen, die Hassnachrichten schicken, aber keine Plattform bieten. „Die Kommentare werden gelöscht und die Menschen blockiert. Da gibt es keine Toleranz.“ Ihr persönlich machen die negativen Kommentare nichts aus, „weil ich schon so gefestigt bin in meiner Selbstliebe.“ Aber bei anderen Menschen könnten solche Kommentare schon negative Folgen haben: Magersucht oder Essstörungen zum Beispiel, weiß Heider.
So hat die Influencerin die Liebe zu sich selbst gefunden
Wie hat sie gelernt, sich selbst zu lieben und so ein starkes Selbstbewusstsein zu entwickeln? Da weiß die 23-Jährige prompt eine Antwort drauf: „Irgendwann ist mir bewusst geworden, dass mir die Kommentare anderer Menschen egal sein können. Das beeinflusst mich und mein Leben nicht. Andere Menschen haben nur so viel Macht, wie man ihnen gibt.“
Lange genug sei Jasmin Heider einem Schönheitsideal nachgelaufen. Das habe vor etwas mehr als drei Jahren aufgehört. Im Januar schrieb sie dazu auf Instagram: „Die letzte Diät habe ich vor 3 Jahren gemacht. Seit immerhin fast 3 Jahren bin ich frei. Frei davon, einem Schönheitsideal hinterherzulaufen, das ich nicht erreichen muss.“ Sie habe viel Geld in verschiedenste Diäten gesteckt.
Aber: „Ich habe immer gemerkt, dass ich mit keiner Diät glücklich war.“ Sie habe realisiert, dass kurze radikale Diäten keinen Sinn machen, solange man nicht seinen Lebensstil ändere. Heute ernährt sich die Influencerin vegan und ist glücklich.
Was ist Body-Positivity? Wir erklären den Begriff in drei Fakten
1. „Body Positivity“ heißt auf Deutsch „positive Einstellung zum Körper“. Die „Body-Positivity-Bewegung“ setzt sich daher laut „Therapienetz Essstörung“ für die „Stärkung des eigenen Selbstwertgefühls“ ein. „Und dafür, jeden Körper zu akzeptieren, unabhängig von seinem Aussehen.“ Vor allem aber übe die Bewegung Kritik an gesellschaftlichen Strukturen, die Schönheitsideale und damit einhergehende Normen immer wieder aufrechterhalten würden.
2. In den letzten Jahren hat die „Body-Positivity“-Bewegung versucht, das gesellschaftliche Bild von „Schönheitsidealen“ aufzubrechen.
3. Immer mehr Mode-Marken, aber auch TV-Sendungen, setzen mittlerweile verstärkt auf Vielfalt, was auch Körperformen angeht. Ein Beispiel dafür ist die bekannte Model-Casting-Show von Heidi Klum, „Germany’s Next Topmodel“. In der aktuellen Staffel waren dort zum ersten Mal auch ältere Models mit dabei. Schon seit ein paar Jahren castet Klum auch Curvy-Models – Frauen mit Kurven!