14. Februar 2022
Topstories

Ex-Judo-Profi plant zweites Aalto-Restaurant am Allersee

Ex-Olympiateilnehmer Süheyl Yesilnur kam als Judotrainer zum VfL nach Wolfsburg. Dann stieg er in die Gastro-Szene ein. Und er hat noch Pläne.

Süheyl Yesilnur führt das Restaurant Aalto in Wolfsburg seit 2016. Auf qualitativ hochwertige Speisen legt er besonderen Wert

Von Henning Thobaben

Sorry, no Pizza! So steht es auf der großen, rollenden Kreidetafel. Nicht nur eine davon steht im Aalto in Wolfsburg, damit es auch ja keiner übersieht: Hier gibt es keine Pizza! Jetzt ist es gar nicht so, dass Inhaber Süheyl Yesilnur eine persönliche Abneigung gegen die Teigspezialität hegt. Er schätze die italienische Küche, esse selbst ab und zu Pizza, sagt er. Aber hier, in diesem Lokal in Top-Lage, direkt gegenüber dem Kunstmuseum, ist das Konzept ein anderes. Yesilnurs Anspruch: gehobene mediterrane Küche. Auch wenn das Konzept in Wolfsburg nicht leicht umzusetzen sei, wie der Gastronom findet.

„Bei uns ist alles frisch zubereitet. Die Pasta machen wir selbst. Das Brot backen wir jeden Tag neu. Sogar das Eis machen wir selbst“, erzählt Yesilnur. Allerdings, so hat er festgestellt, wisse das nicht jeder zu schätzen. Viele Gäste seien große Karten gewohnt, viel Auswahl zu günstigen Preisen. Eben alles das, was der 69-Jährige nicht bieten will. Stil ist dem Aalto-Chef wichtig in den Räumen des Kulturhauses, das von dem finnischen Architekten und Designer Alvar Aalto gestaltet und Anfang der 60er-Jahre eingeweiht wurde.

Aufgewachsen ist er im Herzen Istanbuls. Dort fand er schnell seine Leidenschaft: das Judo. „Ich hatte mit dem Ringen angefangen, aber die Trainingsmethoden waren brutal. Letztlich hat man mein Talent beim Judo entdeckt“, berichtet er.
In seinen Jugendjahren kämpfte sich der Sportler in Auswahlteams und gehörte irgendwann dem Nationalkader an. 1976 dann der große Höhepunkt: die Olympischen Sommerspiele im kanadischen Montreal. Auch wenn es für den türkischen Sportler nicht zu einer Medaille reichte, hatte sich ein Traum erfüllt. Weil sein Land danach die Spiele in Moskau boykottierte, durfte Yesilnur erst 1984 in Los Angeles ein weiteres Mal um einen Platz auf dem Treppchen kämpfen.

Nach Wolfsburg führte ihn ebenfalls der Sport, denn der VfL galt damals als die Judo-Hochburg in Deutschland. Der Verein stellte ihn als Trainer ein, aber Yesilnur stand auch aktiv auf der Matte. Aber darüber will der frühere Leistungssportler gar nicht mehr so viel reden. Das Kapitel sei abgehakt. Medaillen, Pokale und sonstige Erinnerungsstücke habe er heute nicht mehr, erklärt er. Er sei kein Mensch, der viel in der Vergangenheit schwelge.

Stolz ist er auf seine anschließende Gastronomie-Karriere in der Stadt. Gemeinsam mit einem Freund eröffnete er einst das Da Capo im Kaufhof, das später den Namen My Bar trug. Weil Cocktails dort so gut ankamen, kam mit dem damaligen K23 noch eine reine Cocktailbar dazu. Lange lief das Geschäft super. Doch mit über 60 wollte Yesilnur noch einmal etwas anderes wagen. Und das Aalto reicht dem Wahl-Wolfsburger noch lange nicht.

In Kürze möchte er mit seinem Kompagnon Marco Cantanese, seiner Frau Alesia und dem gesamten Aalto-Team noch ein weiteres Restaurant zeitversetzt bewirtschaften – ohne jetzt schon Details verraten zu wollen. Nicht zuletzt wartet im Sommer ein besonderes Großprojekt: Dann eröffnet Yesilnur am Nordufer des Allersees ein zweites Aalto mit Beach-Feeling.

Auch interessant