8. März 2020
Film & Musik

Dörfliche Konflikte und globale Katastrophen

Mit „Unterleuten“ und „8 Tage“ starten zwei starke neue Serien im Fernsehen und auf DVD/Blu-ray

"Unterleuten - Das zerrissene Dorf": Mann mit Hund unterwegs im Weizenfeld. Die Serie erzählt unter anderem vom Konflikt zwischen ökologischer Modernisierung und dem Festhalten am Hergebrachten. Foto: ZDF

Zwei sehenswerte Serien beschäftigen sich aktuell mit den Spaltungen und Schreckens-Szenarien unserer Zeit. Verfilmungen, über die man reden und diskutieren sollte. szene38 stellt diese vor.

„Unterleuten“: Der abgründige Mikrokosmos eines Dorfes

In ihrem Bestseller „Unterleuten“ erkundete Autorin Juli Zeh im Jahr 2016 den abgründigen Mikrokosmos eines Dorfes. Zehn Jahre hat sie an dem vielschichtigen, über 600-seitigen Gesellschaftsroman geschrieben. Nun ist die Geschichte mit den vielen Figuren, die im fiktiven brandenburgischen Ort aufeinanderprallen, verfilmt worden. Der Dreiteiler mit jeweils 90 Minuten wird vom 9. Bis 11. März 2020 (jeweils um 20.15 Uhr) im ZDF ausgestrahlt. Die DVD- und Blu-ray-Veröffentlichung ist am 12. März 2020.

Die Windkraft spaltet die Menschen

„Unterleuten“ ist tiefste brandenburgische Provinz. In der Nähe von Berlin, in der ehemaligen DDR. Kein Geschäft, keine Kanalisation, keine Action. Doch das Idyll, die Stille trügt. Als das Dorf Unterleuten Windräder bekommen soll, verändert sich vieles. Windkraft spaltet die Menschen. Die einen (die Besitzer der Landstücke) erhoffen sich Wohlstand, andere Rendite. Die nächsten sehen den Naturschutz oder die Energiewende gefährdet.
In „Unterleuten“ kommen viele verschiedene Charaktere zusammen. Jeder mit anderen Wünschen, Träumen und Abgründen. 30 Jahre nach der deutschen Wiedervereinigung ist noch immer nichts gut. Wende-Gewinner treffen auf Wende-Verlierer. Ostalgiker auf Kapitalisten. Zugereiste Großstädter auf Alteingesessene. Es geht um Freunde und Feinde, Nachbarn und ein Geheimnis aus der Vergangenheit.

Die Zerstörung und der Neu-Aufbau

Der ZDF-Dreiteiler reflektiert viele facettenreiche Themen: „Unterleuten“ erzählt vom schweren Erbe der deutschen Teilung. Vom Konflikt zwischen ökologischer Modernisierung und dem Festhalten am Hergebrachten. Von der Aktualisierung schlummernder dörflicher Konflikte. Vom Glauben der städtischen Mittelschicht an ländliche Idylle und von Zerstörung und Neu-Aufbau. All das ist voll von Intrigen, aber natürlich nicht frei von Klischees. Dennoch ist „Unterleuten“ beste Montag-bis-Mittwoch-Serien-Unterhaltung zum Weiterdenken.

Starke deutsche Darsteller-Riege

Die Serie fährt dafür ein großes deutsches Starensemble unter der Regie von Matti Geschonneck („In Zeiten des abnehmenden Lichts“) auf. Unter anderem sind Thomas Thieme („Das Parfüm“), Miriam Stein („Unsere Mütter, unsere Väter“) und Alexander Held („Tannbach“). Dazu Charly Hübner („Lindenberg! Mach dein Ding“) als zwielichtiger Autoschrauber, Bjarne Mädel („Tatortreiniger“) als erfolgloser Autor und Ulrich Noethen („Der Untergang“) als Vogelschützer. Geheimnisse der Vergangenheit und ganz neue Seiten der Dorfbewohner werden beleuchtet. Am Ende ist es ein Kampf  jeder gegen jeden…

„8 Tage“: Panik, Hysterie und Chaos

Um Zerstörung geht es auch in der deutschen Sky-Serie „8 Tage“. Aber auch um Panik, Hysterie und Chaos. Was es bedeutet, wenn ein Ereignis in unseren Alltag eingreift und vieles verändert, erlebt man aktuell angesichts der globalen Corona-Krise. Anstatt eines Virus ist es in „8 Tage“ ein riesiger Asteroid der die Welt bewegt. „Horus“ rast auf Europa zu und soll dieses zerstören. Deutschland liegt mitten in der Todeszone. In acht Tagen.

Bildgewaltige Szenen

Was dieses Schreckensszenario bedeutet, beleuchtet „8 Tage“ in bildgewaltigen Szenen. Der Müll liegt auf den Straßen, leere Einkaufswagen stapeln sich auf den Parkplätzen. Menschen drehen durch. Die Bevölkerung befindet sich im Ausnahmezustand. Ein ähnliches Szenario kennt man aus  Michael Bays kommerziell erfolgreichen Katstrophenfilm-Kracher „Armageddon – Das jüngste Gericht“ aus dem Jahr 1998. Nur hier sind es 18 Tage bis zum drohenden Asteroiden-Aufschlag und damit der völligen Vernichtung der Menschheit. In „8 Tage“ gibt es jedoch keinen wackeren (NASA-)Helden wie Bruce Willis, Ben Affleck und Billy Bob Thornton, die helfen könnten.

„8 Tage“ zeigt Menschen im Ausnahmezustand. Sie sind unterwegs auf Straßen und auf dem Wasser. Kann man die drohende Apokalypse stoppen? Foto: Sky

Eine Berliner Familie mitten im Chaos

Die Berliner Familie Steiner kämpft mitten im Chaos ums Überleben. Ex-Physik-Lehrer Uli (Mark Waschke) und seine Frau Susanne (Christiane Paul) wollen mit ihren Kindern Leonie und Jonas auf dem Landweg nach Russland fliehen. Susannes Bruder Herrmann (Fabian Hinrichs) versucht zu helfen, damit die ganze Familie in die USA ausreisen darf. Klaus Frankenberg (Devid Striesow), der autoritäre Vater von Leonies Freundin Nora, stellt sich dagegen in seinem selbst gebauten Bunker auf den Weltuntergang ein. Jeder von ihnen geht anders um mit dem (Über-)Leben Angesicht der Apokalypse.

Es gibt keine Regeln und Gesetze mehr

Die achtteilige Drama-Serie ist die dritte Eigenproduktion des deutschen Sky-Ablegers, der mit „Das Boot“ und „Der Pass“ interessante Themen erfolgreich umsetzte. Ein ambitioniertes Projekt mit stark aufspielenden deutschen Darstellern. „8 Tage“ wirft vor allem eine wichtige Frage für den Zuschauer auf: Was würdest du tun, wenn plötzlich Regeln und Gesetze außer Kraft gesetzt sind?
szene38.de verlost jeweils eine DVD und eine Blu-ray von „8 Tage“ und „Unterleuten“. Schreibt uns einfach bis zum 13. März an redaktion@szene38.de eine gute Begründung, warum ihr die Serie unbedingt sehen wollt. Die Gewinner werden von uns per E-Mail benachrichtigt.

 

Auch interessant