„You say yes, I say no. You say stop and I say go, go, go. Oh, no. You say goodbye and I say hello…“, sangen die Beatles einst in ihrem 1967 veröffentlichten Song „Hello, Goodbye“. Ein schöner Song , dessen programmatischer Titel zum permanenten Auf und Ab, Hin und Her der vergangenen Jahre des Braunschweiger Plattenladen-Kunst-Cafés Riptide passt.
Eine Ära am Handelsweg geht vorbei, eine neue beginnt
Mitte Januar 2020 verkündeten André, Chris, Marco und das gesamte Team Riptide über Facebook das offizielle Aus, Ende und vorbei des Riptide. Der Grund: Der im Sommer 2020 auslaufende Mietvertrag wird vom Vermieter der Immobilie am Handelsweg 11 definitiv nicht verlängert. Damit geht eine Ära an diesem Standort vorbei. Eine Ära, die geprägt war von rauschenden Partys und besonderen Konzerten. Aber auch von Präsentationen von Kinofilmen (Sound On Screen Reihe im Universum Kino), die immer irgendwie mit guter, spezieller Musik zu tun hatten. Und das aus guten Grund, denn das Riptide war vor allem immer ein Plattenladen.
Ein Plattenladen, wie aus Nick Hornbys „High Fidelity“
So einen Plattenladen, wie man ihn sich aus Nick Hornbys Kult-Roman „High Fidelity“ in seiner Stadt wünscht. Mit sympathisch-nerdigen Plattenladeninhabern mit denen man stundenlang über aktuelle und abseitige Musik fachsimpeln kann. Die immer die neuesten Vinylscheiben, (und okay, auch ein paar CDs), in den Regalen stehen haben. Oder diese einfach schnell nachbestellen können. Die immer kaltes Bier im Kühlschrank, heißen Kaffee in der Maschine und vegane Muffins auf dem Tresen griffbereit haben. Eine Location, die lässige junge und coole ältere Leute immer wieder gerne ansteuern. Kein Wunder also, das sogar das legendäre Musikmagazin Rolling Stone das Riptide in seine Liste der besten Plattenläden Deutschlands aufnahm. Hier wird nachhaltig, mit Liebe und Seele, mit Herz und Verstand gearbeitet. Zudem wird Service in Großbuchstaben geschrieben.
Ein Ort des Austauschens, des Entdeckens, der Kommunikation
In den schnellebigen digitalen Zeiten von iTunes, Spotify & Co. setzt das Riptide weiterhin auf das „schwarze Gold“: „Das Riptide gibt es erst seit dem Jahr 2007, aber wir verkaufen bereits seit 1994 Vinyl. Und wir werden das auch weiterhin tun, wenn es längst wieder aus der öffentlichen Wahrnehmung verschwunden ist. Ein Plattenladen ist wie stets in seiner Geschichte ein Ort des Austausches, der Entdeckungen, der Kommunikation. Ein Ort, wo die Zeit still steht. Das kann kein Supermarkt und erst Recht nicht das Internet bieten“, erklärt Inhaber Chris Rank. Die Platte wird hier noch als Gesamtkunstwerk geschätzt. Zum in die Hand nehmen, sehen, fühlen und riechen. Glücklicherweise auch zukünftig.
Das neue und das alte Riptide
Am 1. April 2020 ist die Neueröffnung des Riptide im Magniviertel geplant. Zurzeit wird am Ölschlägern 14 noch auf Hochtouren gearbeitet. Verschiedenste Renovierungs- und Umbaumaßnahmen stehen in den Räumlichkeiten des Fachwerkhauses an. Zuvor war ein Outdoor-Laden Mieter der Immobilie, die zwischenzeitlich zwei Jahre lang leer stand. „Wir sind sehr glücklich mit dem neuen Laden und der Lage. Die Nachbarn freuen sich schon auf uns“, erzählt ein gut gelaunter Chris Rank beim Termin vor Ort. Er hofft auf viel Laufkundschaft und einen belebten Magnikirchplatz. Eine Außenbestuhlung wird vom Riptide beantragt. Neue Möglichkeiten und Chancen ergeben sich. Eine neue Ära beginnt.
Konzert, Partys und Musikfilme
Das alte Riptide im Handelsweg wird vom 5. März bis 29. März geöffnet mit neuen Öffnungszeiten. Am 6. März steigt dort zum Beispiel ein Konzert mit Poly Ghost. Das coole Trio spielt eine groovige Mixtur aus Synth- und Dreampop, Funk, Disco und Indierock. Ihr Album ist programmatisch mit „Touch me“ betitelt.
Am 19. März, 19:00 Uhr, wird im Universum-Kino der INXS-/Michael Hutchence Film „Mystify“ gezeigt. Eine Aftermovie-80er-Party wird im Anschluss mit DJ Van Bauseneick im Riptide im Handelsweg gefeiert. Weiter geht es am 17. April, 19:00 Uhr, mit „Elektrokohle (Von wegen) im Universum-Kino. Ein Film über das erste Konzert der Einstürzenden Neubauten. Anschließend wird Electro, Avantgarde und New Wave von den 80er Jahren bis heute im Riptide aufgelegt.